Die Theorie der Miasmatik geht auf Samuel Hahnemann zurück und wurde von seinen Nachfolgern J. H. Allen, J. T. Kent, J. C. Burnett und anderen weiterentwickelt. Sie geht davon aus, dass chronische Erkrankungen eine Folge von erworbenen oder ererbten Infektionen sind, die den Organismus und das Immunsystem nachhaltig beeinträchtigen. Das Wort Miasma bedeutet dabei „Besudelung, Befleckung“, sinngemäß „Ansteckung“. Ein Miasma kann als innere Ursache für chronische Krankheiten betrachtet werden, als „Krankheit hinter der Krankheit“.
Hahnemann entwickelte durch langjährige Forschungstätigkeit ein Behandlungskonzept, das es ermöglicht, durch die Auswahl tief wirkender homöopathischer Arzneien chronische und wiederkehrende Erkrankungen zu therapieren. Dabei richtet sich die Wahl der passenden Arznei nach bestimmten, miasmentypischen Symptomen. Dazu gehören u.a. juckende Ekzeme, Warzen, häufige Mandelentzündungen oder wiederkehrende Atemwegserkrankungen. Diese und weitere Symptome dienen dem Organismus als Ventile.
Das möchte ich an einem Beispiel verdeutlichen:
Behandelt man ein juckendes Ekzem, z.B. Neurodermitis, mit einer Salbe, kann es tatsächlich verschwinden.
Aber ist es damit geheilt?
Wenn man weiß, dass ein Hautausschlag ein Ventil darstellt, muss man sich fragen, ob es gut ist, dieses Ventil zu schließen, ohne den inneren Zustand des Organismus zu verbessern. Nach der scheinbaren Heilung reagieren erfahrungsgemäß als nächstes die Schleimhäute, und es kann sich bei allergisch veranlagten Menschen Heuschnupfen oder Asthma entwickeln.
Diese Symptomverschiebung lässt sich häufig beobachten, weil sich der innere Gesundheitszustand durch die äußerliche Behandlung des Ekzems nicht bessern konnte.
„Das ist eben die allergische Veranlagung.“
„Das haben wir in der Familie.“
Eben.
Es gilt, diese Veranlagung zu behandeln, und dazu ist es nötig, das zugrundeliegende Miasma zu berücksichtigen.
In modernen Worten könnte man sagen, Miasmen stellen Heilungshindernisse dar, die durch antimiasmatische Arzneien beeinflusst werden können, so dass der Körper wieder in die Lage versetzt wird, sich selbst zu regulieren.
Entscheidend für die heutige Bedeutung der Miasmentheorie sind die Behandlungsmöglichkeiten chronischer und schwerer Erkrankungen, die sich daraus ergeben.